Engadin und Italien 2009

Neben den Monumenten der Tour de France dürfen natürlich auch diejenigen des Giro d’Italia nicht fehlen. So beschloss ich, auf ähnliche Art, wie ich es 2003 in Frankreich gemacht hatte, im Grenzgebiet Schweiz-Italien Veloferien zu machen.

Zuerst schlug ich mein Zelt in Silvaplana im schönen Engadin auf.

Sils
Sils im Engadin

Nach einem entspannten Tag an den Engadiner Seen nahm ich von Silvaplana aus den Bernina-Pass in Angriff, fuhr dann auf der anderen Seite hinunter bis zur Abzweigung zur Forcola di Livigno. Nach Erreichen dieses Passes blieb mir leider nichts anderes übrig als die Rückfahrt über dieselbe Strecke. Was sich aber auch sehr lohnte, denn die weit ausholende breite Bernina-Passstrasse bescherte mir die schnellste Abfahrt meines Lebens. Schon ein spezielles Gefühl, mit über 80 ins Tal zu donnern!

Forcola di Livigno
Aufstieg zur Forcola di Livigno

Als nächstes fuhr ich mit dem Auto über den Ofenpass ins Val Müstair (Münstertal). In Sta. Maria liegt der Campingplatz oberhalb des Dorfs an der ersten Kehre der Passstrasse zum Umbrail. Eine Spezialität des Platzes besteht darin, dass jede Parzelle ihre eigene Feuerstelle hat. Lagerfeuerromantik ist angesagt!

Sta. Maria
Sta. Maria

Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Auto über den Umbrailpass hinunter nach Bormio. Ausgangs Ortschaft sattelte ich um aufs Velo mit Ziel Gavia-Pass (2652 m ü. M.). Das ist eine der schönsten Passfahrten, die ich erlebt habe, dank sehr wenig Verkehr und viel landschaftlicher Abwechslung.

Gavia-Pass
Im Aufstieg zum Gavia-Pass
Gavia-Pass
am Gavia-Pass
Gavia-Pass
Auf der Passhöhe

Meine „Wohnlage“ führte dazu, dass ich das Stilfserjoch von der „falschen“ Seite her in Angriff nahm, eben über den Umbrailpass. Er ist mit 2501 m ü. M. der höchste Strassenpass der Schweiz. Auf dem Weg zum Stilfserjoch wird er allerdings nicht als Pass wahrgenommen, sondern bloss als kurze Verschnaufpause, bevor die Strasse erneut ansteigt.

Umbrail-Pass
Umbrail-Pass
Blick zum Stilfserjoch
Blick zum Stilfserjoch
Stelvio
Blick hinunter zu den berühmten Kehren des Stelvio

 

Auf dem Stelvio (Stilfserjoch) auf 2757 m ü. M. zu stehen ist ein beeindruckendes Erlebnis. Als ich da oben war, dachte, wenn ich das geschafft habe, kann ich alles schaffen. Das Treiben auf der Passhöhe ist im Kontrast zu den eigenen Emotionen fürchterlich touristisch. Nebst den Velo- und Motorradfahrern und sonstigen Touristen mag die Anwesenheit von jungen Menschen in Skiausrüstung etwas befremden, die hier ihr Sommertraining absolvieren. Die legendären 48 Kehren der Ostseite erlebte ich nun in der Abfahrt. Ziemlich anstrengend: Auf Grund des Verkehrs war Konzentration angesagt und die Handgelenke litten arg.

Kehre Nr 40

In der von mir gewählten Runde kam der Hammer erst noch. Unten im Tal  angekommen – immer noch stolz, dass ich das Monument recht schadlos bewältigt hatte – dachte ich: jetzt noch um die Ecke und kurz ins Münstertal hoch, dann ist es geschafft. Denkste: Die 400 Höhenmeter hinauf bis nach Sta. Maria in der Sommerhitze mit dem Stelvio in den Beinen waren hart und zogen sich sehr in die Länge.

Val Müstair
Val Müstair

Zum Abschluss dieser Woche fuhr ich am nächsten Tag den Schluss der gestrigen Strecke in umgekehrter Richtung: aus dem Val Müstair hinaus in den Vinschgau (Val Venosta) und hinauf zum Reschenpass. Im Vinschgau gibt es einen fantastischen Radweg, der durchgängig vom Pass über 80km bis nach Meran führt. Autofrei. Allerdings ist er nicht ungefährlich – wegen Bikes, die urplötzlich von oben um die Kurve gerast kommen. Im Aufstieg zum Reschenpass enthält er einige sehr steile Rampen, weil er im Gegensatz zur Strasse einfach der Falllinie folgt.

Reschensee
Reschensee