Eigentlich nahm ich mir für eine Sommerferienwoche im Jahr 2007 vor, die grossen zentralen Alpenpässe zu fahren in Form von Rundfahrten. Beginnen wollte ich mit Flüela-Grimsel-Susten, fortfahren mit Oberalp-Lukmanier-Gotthard. Ich stellte an einem Abend Ende Juli in Andermatt mein Zelt auf. Als ich am andern Morgen aufstand, war die Autoscheibe von Frost bedeckt!
Aus irgendwelchen Gründen beschloss ich, zuerst mit der zweiten Runde zu beginnen. Der Oberalppass war locker zu fahren und auch auf den Lukmanier kam ich dank ablenkenden Gesprächen mit einem spontanen Begleiter in der zweiten Hälfte des Aufstiegs recht locker. Im Laufe der Abfahrt jedoch, als das Gelände wieder etwas flacher wurde, begann sich erste Müdigkeit bemerkbar zu machen. Bis Biasca zieht sich die Strecke schon noch recht in die Länge. Der Gedanke an die endlos lange Leventina und den dritten Pass als Abschluss liess die Moral tief sinken. Es war heiss. So quälte ich mich die 40km bis Airolo hoch. Etwa abends um 18 Uhr hatte ich jetzt noch den Gotthard vor mir, mit absolut leeren Beinen und einem noch leereren Kopf. Der Pass beginnt gnadenlos schon im Dorf selber. Die „fröhliche“ Fahrt über die Pflastersteine der Tremola wurde gesalzen mit Fallwind, der sich mir konstant als Gegenwind präsentierte. Ich war so entkräftet, dass ich abgesehen von unzähligen Pausen gegen Ende des Aufstiegs auch noch eine Schiebestrecke einlegen musste. Kurz vor Eindunkeln ca. 20 Uhr erreichte ich nudelfertig die Passhöhe und schwor mir, den Gotthardpass nie mehr im Leben von der Südseite her zu befahren.
Unten im Camp war es Nacht. Am nächsten Morgen hatte ich absolut keine Lust mehr, das Pässeprojekt fortzusetzen. Ich packte mein Zelt zusammen und fuhr am 1. August die Furka-Grimsel-Susten-Runde schnöde mit dem Auto ab, um die Pässe wenigstens mal gesehen zu haben…
P.S. Ich hatte mit dem Gotthard auch schöne Erlebnisse. Zweimal bin ich ihn von Norden her gefahren. Einmal auf einer Eintagesfahrt von Zürich nach Moscia bei Ascona und ein zweites Mal als Teil meiner Mittelmeer-Tour. Beide Male habe ich für die Rückreise die Route über den San Bernardino gewählt.