Ostsee – Tag 11

Freitag 1. August 2019

Steckby – Nordhausen (177 km)

Die Route führte über eine Fähre, das war mir gar nicht bewusst, bis ich nach einigen km durch einen einsamen Wald vor einer Fähranlegestelle stand. Dummerweise war zu der Zeit wegen Niedrigpegel von etlichen Fährverbindungen nur noch eine einzige in Betrieb. Also blieb mir nichts anderes übrig, als wieder zurück nach Steckby und von dort weiter südwärts bis zur nächsten Fähre zu fahren.

Fähre ausser BetriebNiedrigwasserWaldstrasse

Leider blieb es an diesem Tag nicht bei diesem einen Unweg…

Die Reise führte weiter durch die Ebene des Südlichen Anhalts.

In der Nähe des Harzgebirges tauchten die stummen Zeugen aus der Zeit der Kohleförderung auf.

Wunderschönes Abendlicht half über die Müdigkeit und die Länge der Fahrt entlang des Südharzabhangs Richtung Nordhausen hinweg.

Recht spät erst erreichte ich die nette Privatpension.

Pension Vogler
Pension Vogler

Ostsee – Tag 8

Montag 29. Juli 2019

Ueckermünde – Greifswald – Trittelwitz (156 km)

Heute wäre der Tag gewesen, an dem ich mein Ziel erreichen sollte, aber die Ostsee wollte mich nicht haben! Ich beabsichtigte nach Anklam zu fahren, dort auf Usedom überzusetzen und auf Usedom der Küste entlang zu fahren. Um dem Tourismus zu entgehen, war meine nächste Unterkunft aber bereits wieder im Landesinneren vorgesehen, in Trittelwitz, einer Handvoll Häuser an der Peene. Die Fahrt durchs Naturschutzgebiet Richtung Anklam war wunderschön.

Die Fähre fuhr nicht und die Abzweigung für Velos nach Usedom verpasste ich. Ich sah nur den Beginn einer für Velos verbotenen Autostrasse. Das Navi leitete mich in die Irre. Nach einiger Zeit merkte ich, dass es mich vom Meer weg in die Richtung der nächsten Unterkunft führte. Ich war frustriert.

Hier war der Wendepunkt

Sollte ich nach all den Strapazen mein eigentliches Ziel verfehlen? Und wusste doch gleichzeitig, dass ich am Abend in Trittelwitz sein sollte. Mit einem Blick auf die Karte kam ich zum Schluss, dass ich von der jetzigen Position aus und im Hinblick auf mein Tagesziel am schmerzlosesten ans Meer käme, wenn ich nach Greifswald fahren würde. So raste ich mit gesenktem Kopf, über eine weite Strecke auf einer meist schnurgeraden hässlichen Hauptstrasse Greifswald entgegen, während sich der Himmel zunehmend verdunkelte. Dummerweise liegt aber Greifswald selber gar nicht am Meer.

Greifswald
Greifswald
Drehbrücke
Diesmal die Variante mit horizontaler Drehung

Die nächste Herausforderung war der Entscheid, auf welchem Weg ich am schnellsten von dort ans Meer käme. Ich geriet zunehmend unter Zeitdruck. So erreichte ich schliesslich die Küste am wohl unromantischsten Ort, den man sich aussuchen konnte, sass auf einer Parkbank auf dem Scheitel eines Damms neben einem Industriedock, sah vorne kurz aufs Meer und hinten beunruhigt auf dunkle Wolken. Irgendwie konnte ich es kaum geniessen, das Ziel erreicht zu haben, und war in Gedanken sorgenvoll schon wieder auf dem Rückweg…

am Meer
am Meer
Gewitterwolken
Der düstere Blick in die andere Richtung…

So hatte ich mir die Inszenierung der Ostsee nicht vorgestellt!

Klappbrücke
Hier die Variante Klappbrücke mit Manpower

Die Weiterfahrt war ein hässliches Rennen gegen die Zeit, gegen den Autoverkehr und gegen ein drohendes Unwetter, belohnte mich aber am Ende mit einem kleinen Paradies in jeder Hinsicht. Die Unterkunft ein Bijou (jedes Zimmer war in einer anderen Farbe liebevoll durchgestylet, meins in Rot), die Gatfreundschaft maximal, das Wetter unterdessen wieder heiter.

Rotes Zimmer

Das Tüpfchen aufs -i- war, dass just an diesem Abend im Restaurantgarten ein Livekonzert gegeben wurde. Ich sass mit Dorfbewohnern im Pensionsalter zusammen an einem Tisch und erfuhr dadurch zwischen den musikalischen Darbietungen auch ganz viel darüber, wie die Volksseele in dieser Gegend tickt.

Garten

Kulturfloss